Die Weisen aus dem Morgenlande sahen den Stern Jesu´ aufgehen. Er zog vor ihnen her bis zu dem Ort, wo das Kind geboren war. Es ist gut möglich, dass der Evangelist Matthäus ein reales Himmelsphänomen beschrieben hat.
Kometen sind phantastische und geheimnisvolle Objekte. Die Klumpen aus Staub, Wassereis, Trockeneis und Gasen wie Methan und Ammoniak sind nur wenige Kilometer groß. Anschaulich kann man Kometenkerne als schmutzige Schneebälle bezeichnen. Den Großteil der Zeit verbringen sie in den äußersten Regionen des Sonnensystems. Manchmal dringen Kometen in das innere Sonnensystem vor. Etwa ab der Jupiterbahn bildet sich um den Kern eine diffuse Hülle, da sich Material ablöst und zirka zwei Millionen Kilometer um den Kern herum verteilt. Ab diesem Zeitpunkt werden Kometen durch Teleskope sichtbar. Ihre wahre Pracht entwickeln sie bei der weiteren Annäherung an die Sonne. Der Sonnenwind bläst einen Ionen- und einen Staubschweif von den Kometen weg. Die Schweiflänge kann bis zu 100 Millionen Kilometer lang werden. Vor gut einem Viertel Jahrhundert war ein extrem auffälliger Komet 18 Monate lang von freiem Auge zu sehen. Hale-Bopp musste nicht mühsam auf Sternenkarten gesucht werden. Kein Komet wurde von mehr Menschen gesehen und bestaunt.
Berühmt ist der Halley´sche Komet, weil er zirka alle 76 Jahre über viele Jahrhunderte hindurch – zuletzt im Jahre 1986 – erschienen ist. 1910 geriet die Menschheit in Panik, weil Halley der Erde besonders nahe kann. Von „Kometengift“ und tödlichen Gasen war die Rede. Man bereitete sich auf den Weltuntergang vor. Kometen galten seit dem Altertum als Unglücksbringer.
Der Stern von Bethlehem
Es ist erstaunlich, dass der Stern von Bethlehem von Künstlern oft als Schweifstern gesehen wurde. Giotto di Bondone´s Anbetung der Könige aus dem Jahre 1302 ist ein bekanntes Beispiel dafür. Die Geburt des Erlösers kann wohl kaum von einem angeblichen Unglückszeichen am Himmel begleitet worden sein.
Die Geburt Jesu´ wird zwischen 7 und 4 v.Chr. angesetzt. Das mag ein Widerspruch in sich sein, der Zeitraum orientiert sich jedoch am Tod des Herodes. Zwischen 12 und 11 v.Chr. war der Komet Halley sichtbar und somit als Stern von Bethlehem zu früh. Neben den periodisch wiederkehrenden Kometen gibt es solche, die unerwartet aus den Tiefen des Sonnensystems auftauchen und Wochen später für immer verschwinden. Ein Zusammentreffen eines Kometen mit der Geburt Christi wäre daher möglich, aber mit astronomischen Methoden nicht zu belegen.
Leonard, ein matter Weihnachtskomet 2021
Bis vor einigen Tagen war der Komet Leonard über Vorarlberg zu sehen. Allerdings war es extrem knapp über dem Horizont und nur mit optischen Hilfsmittel (gutes Fernglas oder Teleskop) zu finden.
Kepler´s Stern
Johannes Kepler wurde für die mathematische Beschreibung der Planetenbahnen bekannt. Im Dezember 1603 beobachtete er ein Zusammentreffen der hellen Planeten Jupiter und Saturn. Wenig später leuchtete in derselben Himmelsregion ein heller neuer Stern auf. Das Phänomen der Supernovae, dem letzten Aufleuchten eines sterbenden Sterns, war zu Beginn des 17. Jahrhunderts völlig unbekannt. Kepler erklärte das Aufflammen des neuen Sterns fälschlicherweise mit der vorangegangenen Planetenkonjunktion. Um 7 v.Chr. gab es auch ein Zusammentreffen von Jupiter und Saturn. Kepler folgerte, es müsse damals ebenso ein neuer Stern entstanden sein und diese Konstellation hätten die Weisen aus dem Morgenland gesehen.
Jupiter und Saturn
Die Konjunktion der beiden Riesenplaneten gab es im Jahre 7 v.Chr. tatsächlich. Konradin Ferrari d’Occhieppo war Astronom und Historiker und wirkte u.a. am der Universität Wien. In seinem Buch „Der Stern von Bethlehem“ verfeinerte er die Theorie über die drei aufeinander folgenden Jupiter-Saturn-Konjunktionen, die sich im Sternbild Fische ereigneten. Heute wird diese Theorie bestenfalls als eine Variante über die Natur des Sterns der Weisen gehandelt. Zu Weihnachten 2020 war wieder eine beeindruckende Jupiter-Saturn-Konjunktion zu sehen.
Supernovae
Eine Sternexplosion innerhalb unserer Milchstraße ist beeindruckend und könnte die Geburt Jesu angekündigt haben. Allerdings wäre dann ein Überrest bis heute nachweisbar. Der „Krebsnebel“ im Sternbild Stier ist 6500 Lichtjahre von uns entfernt. Im Jahre 1054 beobachteten chinesische Astronomen einen neuen Stern. Messungen zeigen, dass sich der Krebsnebel ausdehnt, die Gase fliegen in alle Richtungen auseinander. Im Zentrum des Nebels sendet ein Neutronenstern Pulse aus. Rechnungen zeigen, dass die Ausdehnung im Jahre 1054 begann. Damals explodierte der massereiche Stern. Ein Gasnebel, dessen Ausdehnung um das Jahr 7 v.Chr. begann, wurde bislang nicht entdeckt.
Leonard, ein matter Weihnachtskomet 2021
Bis vor einigen Tagen war der Komet Leonard über Vorarlberg zu sehen. Allerdings war es extrem knapp über dem Horizont und nur mit optischen Hilfsmittel (gutes Fernglas oder Teleskop) zu finden.
Ganz sicher lässt sich nicht mehr rekonstruieren, was im Matthäusevangelium beschrieben wird. Vielleicht ist es nur eine Legende und die Ankunft des Messias wurde mit dem Leuchten eines Sternes verglichen.
Quelle: aktualisierter und geänderter Beitrag des Autors in “Thema Vorarlberg, Dezember 2019”